Gottfried von Neifen, Miniatur im Codex Manesse, um 1300

Ein Dichter ohne GleichenGottfriedvon Neifen

Gottfried von Neifen, urkundlich erwähnt von etwa 1230 bis 1279, war ein deutschsprachiger Minnesänger. Er stammte aus der hoch angesehenen, schwäbischen Adelsfamilie vom Hohenneuffen. Noch heute bekannt ist er durch seine Liebeslieder, die von großer Dichtkunst zeugen.

Wappen der Herren von Neyffen, Grafen zu Marstetten, 1530 aus Nikolaus Thoman: Chronik von Weissenhorn

Drei silberne Hifthörner auf rotem Grund.

Wer war Gottfried von Neifen?

Gottfried von Neifen war der Sohn von Heinrich I. von Neuffen und Adelheid von Winnenden. Die einflussreichen Herren von Neuffen gehörten im 13. Jahrhundert zum Gefolge der Staufer-Könige und hatten hohe Ämter in Deutschland und Italien inne. Allerdings unterstützten Gottfried und seine Familie den Aufstand König Heinrichs VII. gegen seinen Vater, Kaiser Friedrich II. – sie gerieten deshalb sogar in Gefangenschaft.

Bronzeskulptur Gottfried von Neuffen in Neuffen

Gottfried von Neifen – Autor einer der größten Liedersammlungen des Mittelalters.

Wie ging es weiter für den begabten Dichter?

1236 und 1237 ist Gottfried im Umfeld des staufischen Kaisers nachweisbar. Es muss also zu einer schnellen Aussöhnung zwischen den Herren von Neuffen und dem Kaiser gekommen sein. Nach dieser Zeit ist Gottfried nur noch in Privaturkunden zu finden, das letzte Mal 1279. Er scheint sich auf sein beträchtliches Können als Minnesänger konzentriert zu haben: Der „Codex Manesse", oder auch „Große Heidelberger Liederhandschrift“ (C) genannt, verzeichnet unter seinem Namen eine der größten Liedsammlungen des Mittelalters, 109 Strophen in 51 Tönen.

Dame, gotische Miniatur aus dem Codex Manesse, um 1300

Gottfrieds Lieder handeln von der Liebe.

Was hat Gottfried von Neifen gedichtet?

Gottfried verfasste vor allem sogenannte Minnelieder, ein typisches Thema in der mittelalterlichen Dichtkunst. Seine Lieder schildern die unerfüllte Liebe zu einer höher gestellten Frau: Auf eine Einleitung, in der die sommer- oder winterliche Natur geschildert wurde, folgt die Klage des Sänger-Ichs über die Hartherzigkeit der Herrin, der der Liebende dennoch ergeben die Treue hält.

Auszug aus einem seiner Minnelieder:

Lichter Sommer, dein süße Wunne
Will bei mannigen Freuden seyn,
Baß wenn ich gedenke kunne,
Singen aber wieder die Vögelein
Dabei sieht man schöne in Büthe
Bäume stan, des Meyen Güte
Trägt dem Winter mannigen Haß.

Nu ist der Vöglein Noth zergangen
Noch klage ich ein andre´ Noth
Weh, ja muß mich deß belangen,
(mir das lange Dünken)
Daß ihr Mund, durchleuchtig roth,
Mir nicht will die Freude mehren
Süße Minne! Magst du lehren
Sie, daß mir mein Leid zergeh´!

Zitiert nach „Vom Hohenneuffen zum Reußenstein“, S. 56 f.

Wie ist Gottfried von Neifen zu beurteilen?

Der Minnesänger hat sich in seiner Dichtung an Walther von der Vogelweide und Neidhardt von Reuental orientiert. Er war unter seinen Zeitgenossen bekannt für seine Sprachkunst und seine große Virtuosität in der Reimtechnik. Sein Gesamtwerk war sehr einflussreich – das zeigt sich an den zahlreichen Minneliedern, die schon zu seinen Lebzeiten und darüber hinaus in seinem Stil verfasst wurden.

Festungsruine Hohenneuffen, Sonnenuntergang

Inspiration zum Minnesang: Alblandschaft und Hohenneuffen.

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